Trostbereitschaft

Wenn ein geliebter Mensch gestorben ist – ja was dann?

Es gehört zu den vornehmsten Aufgaben der Kirche, Menschen zur Seite zu stehen, wenn ihnen die ganze Welt ins Wanken gerät. Pastorinnen und Pastoren sind darauf vorbereitet, Seelsorgerinnen zu sein und als Tröster die Worte der Hoffnung auszusprechen. Den Schmerz können wir niemandem abnehmen, aber wir haben viel Zeit und ein offenes Ohr. Wir haben schon viele Menschen auf dem Weg der Trauer und an die Gräber ihrer Lieben begleitet. Das heißt nicht, dass wir uns selbst daran gewöhnen könnten, aber das heißt, dass wir davon erzählen können, wie andere diese Wege gegangen sind. Das heißt auch, dass unsere Schritte fester sein können und dass wir gern unseren Arm leihen.

Dafür benötigen wir Zeit, in der alles andere warten muss. Dafür brauchen wir eigene Kraft. Wo finden wir beides, wenn die Pfarrstellen weniger werden und die Zeiten atemloser? Manchmal ist uns schon die Puste ausgegangen. Monatelang haben wir darüber nachgedacht. Herausgekommen ist die einfachste aller Antworten: Gemeinsam trägt man leichter. Wir haben dieser Antwort einen Namen gegeben: „Trostbereitschaft.“

Was bedeutet das?

Wir sieben Pastorinnen und Pastoren in Süderelbe haben uns so gut miteinander verbunden, dass wir immer wissen, wer gerade am meisten Zeit und Kraft für Trostarbeit hat. Wenn eine Familie in Trauer fällt, kümmert sich derjenige, der gerade die meiste Stärke mitbringen kann. Das ist neu, sehr neu. Bislang kam stets derjenige, der den kürzesten Weg zum Trauerhaus hatte. Das war nicht immer die beste Lösung. Manchmal war gerade die Trösterin um die Ecke diejenige, die am meisten belastet war. Künftig wird derjenige kommen, der gerade mehr Freiraum hat als die anderen. Der kann dann auch der beste Tröster sein.

Obwohl – stimmt das wirklich? Nicht immer. Manchmal ist es so, dass man in Trauer gestürzt wird und nicht mehr ein noch aus weiß. Aber man weiß dann noch einen Namen und denkt: „Ach, wenn doch ‚Pastorin Sowieso’ kommen könnte. Der vertraue ich.” Das ist dann etwas anderes. Denn das stimmt auch: Wenn man eine Seelsorgerin kennt, weil man mit ihr zu anderen Zeiten schon mal einen guten Weg gegangen ist, dann ist natürlich sie die beste Gefährtin im finsteren Tal. Und das geht vor. Und trotzdem haben wir gerade eine gute neue Idee aus der Taufe gehoben. Eine Idee auf dem Weg zum Pfarrsprengel. Sie heißt „Trostbereitschaft”. Denn die Begleitung trauernder Mitmenschen gehört zu den vornehmsten Aufgaben der Kirche.

Gerhard Janke

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