Nachhaltigkeit

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Nachhaltigkeit in der Erlösergemeinde

Kirche gilt als wichtiger Akteur der „Großen Transformation“

Hintergrund des Artikels (fiktives Interview): Im Laufe der Nachhaltigkeits-Aktivitäten wurden wiederholt bestimmte Fragen an mich gerichtet, die ich im Folgenden sinngemäß als „Frage“ gestellt und als PV beantwortet habe.

Frage: Seit  einigen Jahren vertreten Sie in der Gemeinde das Thema Nachhaltigkeit und äußern sich auch gelegentlich im Gemeindebrief sowie auf der Website dazu. Haben wir nicht wichtigere Aufgaben zu erledigen.

Peter Vollmer (PV): Ja und nein! Anderthalb Jahre nach dem Ausscheiden von Pastor Dr. Steinmann haben wir dessen Nachfolge und unsere defizitäre Haushaltssituation noch nicht gelöst. Das Erbe der Vorjahre in Zusammenhang mit einem ehrenamtlichen Kirchengemeinderat wiegt schwer. Analysen und Zukunftsideen beruhen auf unterschiedlichen Vorstellungen der Gemeindemitglieder. Die Abstimmung erfordert Zeit. –  Allerdings müssen wir vor diesem Hintergrund darauf achten, dass wir uns nicht nur mit uns selbst beschäftigen. Die drückenden Themen des Klimawandels und der Umweltzerstörung rücken endlich in das politische Blickfeld – damit müssen wir uns beschäftigen.

Frage: Wären Sie mit Ihrem Anliegen nicht besser in NGO oder in einer Partei aufgehoben?

PV: Selbstverständlich kann man bzw. sollte man sich auch dort einbringen.

Im Unterschied zu vielen anderen Institutionen gilt m. M. in der Kirche (den Religionen) Immaterielles mehr als Materielles. Im Prozess der erforderlichen Veränderung unseres Produzierens und Konsumierens – die Politik spricht in diesem Zusammenhang von einer „Großen Transformation“ –  wird es nicht ausreichen, alles „grüner“ zu gestalten – ansonsten bleibt wie es ist. Kirchen können/müssen eine Ergänzung zur gegenwärtig dominierenden materiellen Orientierung bieten. Kirchen gelten deshalb auch in der Politik als wichtiger Akteur der „Großen Transformation“.

Frage: Was genau verstehen Sie unter einer „Großen Transformation“?

PV: Meine knappe Beschreibung sieht unsere Gesellschafft in einem historisch nie gekannten materiellen (Überfluss-)Wohlstand auf einem ebenso einmaligen zivilisatorischen Niveau. Der Preis: Zerstörung der Lebensgrundlagen; der Schöpfung. Die Große Transformation möchte die zivilisatorischen Errungenschaft  (Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Gerechtigkeit) erhalten bzw. weiterentwickeln und gleichzeitig den Wohlstand im Einklang mit den Gesetzmäßigkeiten der Ökologie, der Schöpfung gestalten. D. h. wir müssen den gegenwärtig materiell begründeten Wohlstandsbegriff neu definieren.

Frage: Was erwarten Sie denn von der Kirchengemeinde bzw. von deren Mitgliedern?

PV: Ich wünsche mir, dass die von der Kirchenleitung (EKD) kommunizierten Nachhaltigkeitsthemen auch von der Basis, von der Kirchengemeinde aufgegriffen werden. Die EKD unterhält eine „Kammer für nachhaltige Entwicklung“. Sie macht auf einen dringenden Handlungsbedarf aufmerksam, der auch auf lokaler Ebene besteht. Dazu gehören z.B. die Entwicklung nachhaltiger Einkaufsmöglichkeiten und die Verbesserung einer nachhaltigen Mobilität u.w.

Frage: Was genau können die Gemeindemitglieder tun?

PV: Die gut besuchten Klimafasten-Aktionen im März/April d.J. haben auf viele individuelle Veränderungsmöglichkeiten hingewiesen. Das „Fegen vor der eigenen Haustür“ ist notwendig und wird schrittweise praktiziert – es wird jedoch nicht ausreichen. Der Sommer 2018 mit teilweise verheerenden Auswirkung erhöhter Temperaturen und Trockenheit sowie die Proteste der „Friday for Future“-Bewegung haben die Politik veranlasst, sich verstärkt mit dem Klimawandel zu beschäftigen. Politik setzt bei der Problemlösung  auf den Dialog mit der Zivilgesellschaft. Vor diesem Hintergrund unterstützt der Kirchengemeindrat die Arbeit des „Arbeitskreises Nachhaltigkeit“ (AKN). Der Erlösergemeinde erweitert damit Ihr Angebot zur Teilnahme am Gemeindeleben mit einem Thema, dass zunehmend unsere gesamten Lebensbereiche durchdringen wird.

Frage: Können Sie die Arbeit konkretisieren?

PV: Einen Masterplan wird es nicht geben – das gilt für vieles und ist als Zeichen zunehmend wahrnehmbarer Komplexität zu werten. Der AKN ist u.a. ein Projekt, neue Verhaltensweisen zu diskutieren und zu probieren. Der Vorsitzende der EKD-Kammer für Nachhaltige Entwicklung und Berater der Bundesregierung, Uwe Schneidewind, spricht im Zusammenhang mit der „Großen Transformation“ von der „Kunst des gesellschaftlichen Wandels“. Die punktuellen Konkretisierungen gehören zu unsere Aufgaben. Dazu zählt die Bereitschaft, weniger Umwelt zu verbrauchen. Diese Bereitschaft müssen wir unseren lokalen Politikern und unseren beiden Bundestagsabgeordneten signalisieren. Aus der Zusammenarbeit kann/muss neues Denken entstehen.

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Hinweis zu AKN: Er tagt jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat; 19:15 Uhr im Gemeindesaal. Nichtkirchen-Mitglieder sind willkommen. Der AKN strebt die themenbezogene Kommunikation mit lokalen Akteuren an hat bisher Kontakte mit dem Förderverein der Erlösergemeinde, dem Ortsverein Vahrendorf, der Insekten AG Rosengarten Plüschmors und der Kirchengemeinde Rosengarten aufgenommen. Außerdem wurde die Ortsgruppe Rosengarten „Parents for Future“ wurde gegründet.

Fragen, Anregungen zum AKN

Peter Vollmer

0162 203 94 06

Siehe auch unser Startpapier: „Es ist Zeit zu handeln – auch in der Kirchengemeinde“

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